Leiden(schaft) auf Papier

Galerie Koppelmann feiert 45 Jahre Kunst und Leidenschaft: Jubiläumsausstellung „Zwischen Strich und Ewigkeit“ würdigt zwei prägende Künstler und die Vision von Ingrid Koppelmann

Die Galerie Koppelmann feiert ihr 45-jähriges Bestehen und den 80. Geburtstag ihrer Gründerin Ingrid Koppelmann mit einer ganz besonderen Ausstellung: „Zwischen Strich und Ewigkeit“. Vom [Ausstellungszeitraum einfügen] werden Zeichnungen der beiden herausragenden Künstler Peter Gilles (1953–2017) und Jürgen Vogdt (1949–2023) präsentiert – ein symbolträchtiger Rückblick auf die künstlerische Vision der Galerie und die einzigartige Leidenschaft, mit der Ingrid Koppelmann seit mehr als vier Jahrzehnten die Kunstszene bereichert. 

Peter Gilles: Ein Leben in Zeichnungen – das zeichnerische Tagebuch
Peter Gilles war ein Künstler, dessen Schaffen von täglicher Hingabe und intensiver Auseinandersetzung mit seinen Erfahrungen geprägt war. Über Jahrzehnte hinweg widmete er sich dem Ritual, jeden Tag eine oder mehrere Zeichnungen im DIN-A4-Format zu schaffen. Diese Werke sind mehr als bloße Bilder – sie sind Fragmente eines gezeichneten Tagebuchs, das Eindrücke aus dem Alltag, besondere Erlebnisse und innere Zustände verdichtet und transformiert.

In seiner frühen Schaffensphase experimentierte Gilles mit Materialien wie Buntstiften und Fettkreiden, bevor er sich zunehmend auf Graphit, Kohle und gelegentlich auf Eigenblut konzentrierte. Seine Werke bewegen sich zwischen fragiler Schönheit und kraftvoller Zerstörung. Mit intensivem Einsatz von Druck und Material veränderte er die Textur des Papiers und ließ Risse und Durchbrüche entstehen, die er zu einem integralen Bestandteil seiner Bildsprache machte.

Gilles‘ Zeichnungen offenbaren eine emotionale Tiefe, die sowohl von Spannungen und Verletzlichkeit als auch von einer poetischen Präsenz geprägt ist. Sie sind ein Vermächtnis eines Künstlers, der die alltägliche Praxis zu einem fortwährenden Dialog zwischen sich und der Welt erhoben hat. Seine Werke verdeutlichen, wie Zeichnung als Medium existenzielle Fragen nach Identität und Vergänglichkeit erfahrbar macht.

Jürgen Vogdt – „Nina und Franz“
Ein zentrales Highlight der Ausstellung ist Jürgen Vogdts Serie „1297 Zeichnungen zu Konrad Bayers ‚Der sechste Sinn‘“, die zwischen 1977 und 1979 entstand. Diese außergewöhnliche Werkreihe umfasst 1.297 Zeichnungen auf DIN-A4-Papier und spiegelt Vogdts intensive Auseinandersetzung mit Konrad Bayers gleichnamigem Roman wider. Mit einer Vielzahl von Materialien – von Bleistift bis Lippenstift – schuf Vogdt Arbeiten, die weniger narrative Illustrationen als vielmehr imaginäre Räume darstellen.

Die Serie ist mehr als nur eine künstlerische Auseinandersetzung mit einem literarischen Text: Sie ist ein obsessiver Dialog mit den Figuren Nina und Franz sowie ein intimes Gespräch mit dem verstorbenen Autor Bayer. Vogdt entwickelte eine tägliche, fast meditative Zeichenpraxis, die Themen wie Zeit, Vergänglichkeit und die kreative Verarbeitung von Inspiration und Verlust verdichtet. Das Ergebnis ist eine subjektive Enzyklopädie von Formen, Farben und Zeichen, die die Grenzen zwischen Literatur, Konzeptkunst und individueller Obsession auslotet. 

Eine Feier für die Kunst und ihre Vermittlung
Mit „Zwischen Strich und Ewigkeit“ würdigt die Galerie Koppelmann nicht nur zwei außergewöhnliche Künstler, sondern auch die langjährige Geschichte der Galerie und die visionäre Arbeit von Ingrid Koppelmann. Seit ihrer Gründung im Jahr 1979 ist die Galerie ein Ort für mutige, kritische und innovative Kunst. Mit Künstler*innen wie Peter Gilles, Gottfried Helnwein und Ger Lataster hat die Galerie nationale und internationale Kunstgeschichte geschrieben und gesellschaftlich relevante Themen künstlerisch aufgegriffen.

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