Peter Gilles war ein Ausnahmekünstler, der seine künstlerische Praxis mit Leib und Seele verfolgte. Nach seinem Studium der Freien Kunst mit Schwerpunkt Bildhauerei an der Fachhochschule Köln von 1982 bis 1989 prägte er die Kölner Kunstszene der 1980er und 1990er Jahre maßgeblich. Gilles war nicht nur Maler und Bildhauer, sondern vor allem auch Aktions- und Performancekünstler, der in seinen Werken und Performances stets an die physischen und psychischen Grenzen ging.
Im Mittelpunkt seines künstlerischen Werks stand der Mensch mit all seinen existenziellen Herausforderungen. Gilles nutzte eine einzigartige Technik, bei der er seinen eigenen Körper und sein Blut als Medium einsetzte. Seine sogenannten „Autoanthropometrien“ – Körperabdrücke aus Blut, die er mit Materialien wie Kohle, Erde und Farbe weiterbearbeitete – sind Fragmente zur Klärung der eigenen Identität. Sie thematisieren die Zerrissenheit, Verletzlichkeit und Grenzerfahrungen des menschlichen Daseins.
Gilles‘ Performances, oft in Museen oder vor Publikum aufgeführt, bewegten sich an der Grenze des Erträglichen – sowohl für den Künstler selbst als auch für die Zuschauer. Er setzte sich extremen physischen und emotionalen Belastungen aus, etwa beim Zeichnen an einem aktiven Vulkan, dessen Hitze die Blätter verbrannte. Diese Performances waren tiefgreifende Selbstbefragungen und ein Spiegel der menschlichen Existenz unter extremen Bedingungen.
Ein wichtiger Meilenstein in seinem Schaffen war die Gründung des deutsch-italienischen Künstlerprojekts „Lo Spirito del Lago“ im Jahr 1996 am Lago Maggiore. Gemeinsam mit seiner Frau Birgit Kahle und dem italienischen Künstler Giampiero Zanzi realisierte Gilles dort zahlreiche Installationen und Projekte, die Kunst, Natur und Gemeinschaft verbanden. Seine letzten großen Arbeiten entstanden auf der Isola Bella und in Stresa.
Gilles’ Werke wurden in renommierten Museen und Galerien gezeigt, darunter das Museum Ludwig in Köln, das Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen und das Kunstmuseum Bonn. Seine großformatigen Bilder befinden sich in bedeutenden Sammlungen, darunter die Sammlung Ludwig, das Museum für Sepulkralkultur in Kassel und die Kunstsammlung NRW.
Peter Gilles hinterließ ein einzigartiges Werk, das durch seine Radikalität und emotionale Tiefe besticht. Er setzte Maßstäbe in der Performancekunst und hinterfragte mit seinen Bildern die existenzielle Realität des Menschen. Seine Kunst bleibt eine intensive Auseinandersetzung mit Fragen von Identität, Leid und Erlösung.
1982 Vordemberge-Preis der Stadt Köln
1983 Ringenberg-Preis des Landes NRW
1984 Kunstpreis der Künstler, Kunstausstellung NRW, Düsseldorf
1996 Gründung von »Lo Spirito del Lago«
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